Die Besonderheit des Radsports
Radfahren unterscheidet sich von vielen anderen
Bewegungen, wie etwa der des Laufens dadurch, dass die Bewegungswinkel der einzelnen
Glieder und deren Winkelgeschwindigkeiten bei der Kurbelumdrehung
weitgehend durch die Gelenkabstände und die Sitzposition bestimmt werden und die Muskulatur weitgehend davon befreit ist, die Bewegung zu
steuern. Sitzt jemand mit Lähmung eines Beines auf dem
Fahrrad und treibt mit dem unversehrten Bein die Bewegung an, so
wird der "Steuerungsausfall" des versehrten Beines
kaum sichtbar, um Größenordnungen weniger als beim Gehen oder
Laufen.
Die geringere Notwendigkeit, beim Radfahren die
Bewegung genau zu steuern und damit die geringe Information zur
Wirkung des Muskeleinsatzes, stellt gleichzeitig auch eine besondere
Schwierigkeit bei der Optimierung des Muskeleinsatzes im Radsports
dar.
Kriterien für den optimalen Muskeleinsatz
Muskeleinsatz bewirkt im Allgemeinen eine Bewegung
und eine Kraft. Die Kraftwirkung wird durch Signale der Rezeptoren in den Hautschichten
bewusst, beim Radfahren besonders durch Signale an der Fußsohle am Übergang zur
Kurbel, die Bewegung wird durch davon unterschiedliche Rezeptoren
wahrgenommen.
An dieser Stelle setzen viele Trainingsratgeber an
und sprechen die Empfehlung aus, so zu fahren, dass immer konstante
Kraft vom Bein auf die Kurbel in Bewegungsrichtung ausgeübt wird.
Hier wird jedoch übersehen, dass
1. verschiedene Kräfte unterschiedlicher Ursachen
an dieser Stelle wirken. Kraft zwischen Fuß und Kurbel wirkt nicht nur
wegen des Muskeleinsatzes, sondern auch auf Grund der vorhandenen
Massen, etwa die Gewichts- und Massenkräfte die auch in einem unbelebten
System ausgeübt würden.
2. Muskeln nur bei einer Verkürzungsbewegung
Energie abgeben, da Sehnen nur auf Zug belastbar sind und Muskeln sich
nicht über ihren entspannten Zustand hinaus von selbst dehnen. Bei
der Tretbewegung ändern sich die Muskellängen mit der Kurbeldrehung
und den einhergehenden Gelenkwinkel-änderungen.
Bauen Muskeln mit der Verkürzungsbewegung Spannung auf, wird
Energie abgegeben, die in Form von Kraft und Bewegung auf den
Antrieb übertragen wird. Diese Kraft über die Kurbelbewegung hat
jedoch nicht den einfachen, konstanten Charakter wie er von den
"Ratgebern" so gerne beschrieben wird. Dazu müssten Muskeln
teilweise gegen die Bewegung, also bei
ihrer Dehnung angespannt werden, wodurch Energie verbraucht und die Bewegung
abgebremst wird.
Obwohl die meisten Ratgeber wohl insgeheim spüren,
dass ihre (doch nur an anderer Stelle aufgeschnappte) "Theorie"
nicht der Weisheit letzten Schluss wiedergibt und gerne von Mythen
oder der Unfähigkeit diese ach so komplizierte Fähigkeit zu erlernen
sprechen, so mag doch kaum einer auf diese falsche Darstellung
verzichten.
Bei der Bewegung des Beines an der Tretkurbel
nehmen mindestens vier Muskelgruppen an mindestens zwei Gelenken teil. Wegen
der Überlagerung der Kräfte zu einer einzigen Größe ist es nicht
mehr möglich, die Qualität des Muskeleinsatzes der unterschiedlichen
Muskelgruppen direkt zu beurteilen. Die Software übernimmt
die Berechnung der ursprünglichen Leistung der Bewegung aller
beteiligten Gelenke aus den Messdaten und der Geometrie der Beine und des Fahrzeugs.
Nur wenn diese ursächlichen Leistungen der
Gelenkbewegungen angezeigt werden, können die Gelenkbewegungen auf Wirksamkeit überprüft und gegebenenfalls
verbessert werden.
|
|
Tretkraft
Häufig wird diskutiert, mit welcher Kraft in die
Pedale getreten werden soll.
Die Lösung ist verblüffend und einfach: Denken Sie nicht
an die Kraft; sie stellt sich automatisch nach den Gegebenheiten ein. Richten
Sie die Aufmerksamkeit auf die Bewegung des Körpers. Fühlt
sich diese Bewegung gut an? Wenn nicht, stimmen Sitzposition,
Schuhplatten, Kurbellänge und. Lenkerposition nicht mit Ihren Körperproportionen überein.
Haben Sie es probiert? Haben Sie auch bei
höherer Leistung das Empfinden der Kraft ausgeblendet, und
haben Sie das Gefühl, dabei mehr Leistung abgeben zu können. Wenn Sie
Interesse für den biomechanischen Zusammenhang haben, dann
lesen Sie mehr in 'Leistung der Gelenkbewegungen - Erklärung zum runden
Tritt'.
Wenn Sie Interesse für eine objektive Beurteilung Ihrer Bewegung durch eine Messung haben,
melden Sie sich dafür an. |
|